Was heisst eigentlich Vinyasa?
„O Yogi do not do asana without vinyasa“ (P. Jois, Yogamala)
Das Sanskritwort „vinyasa“ setzt sich aus den Silben „vi“ (auf eine bestimmte Weise) und „nyasa“ (legen, stellen, setzen) zusammen. Im Ashtanga Yoga bezeichnet „Vinyasa“ alle vorbereitenden Schritte, die notwendig sind, um eine bestimmte Yogahaltung (Asana) einzunehmen. Gleichzeitig werden bewussten Atemzüge und festgelegte Bewegungen ausgeführt. Ein bekanntes Beispiel für ein Vinyasa ist der Sonnengruß (Surya Namaskar).
P. Jois sieht viele positive Effekte des Yoga hier begründet: Vinyasa soll den Körper kräftigen, die Energiekanäle (nadis) reinigen und ins Gleichgewicht bringen; der Körper, die Sinnesorgane, der Geist und der Intellekt können sich entwickeln.
Vinyasa Count im Ashtanga Yoga – Vinyasas zählen.
In der „Yogamala“ finden wir die neun Vinyasas des ersten Sonnengrußes:
Samastiti
erstes Vinyasa: Hände langsam einatmend über dem Kopf zusammenbringen, Kopf leicht zurück, Blick zu den Fingerspitzen:
zweites Vinyasa: Hände langsam ausatmend auf den Boden bringen, Nase zu den Knien bringen (Vorwärtsbeuge Uttana Padasana)
drittes Vinyasa: einatmend Kopf heben
viertes Vinyasa: langsam ausatmend nur mit Kraft der Arme Sprung zurück und mit gestreckten Körper auf Händen und Füßen landen (Bretthaltung Chaturanga Dandasana)
fünftes Vinyasa: langsam einatmend Brust nach vorne und in die Rückbeuge schieben, Arme und Beine bis in die Füße strecken, anheben (Urdvha Mukha Svavasana)
sechstes Vinyasa: langsam ausatmend in die Vorwärtbeuge schieben, Kopf durch, Fersen auf den Boden, Bauch nach innen ziehen, Blick zum Nabel (Adho Mukha Svavasana)
siebtes Vinyasa: langsam einatmend Sprung mit geschlossenen Beinen zwischen die Hände, Kopf anheben
achtes Vinyasa: wie zweites
neuntes Vinyasa: wie erstes
In ähnlicher Weisen werden alle Bewegungsabläufe im Ashtanga Yoga durchgezählt. Ursprünglich wurden Sanskrit-Zahlen verwendet, denen eine besondere Bedeutung zugesprochen wird. Dem Zählen wird ein ähnlicher Stellenwert wie einem Mantra gegeben. In der traditionellen „Ashtanga Led Class im Vinyasa Count“ werden die Vinyasas und Asanas auf Sanskrit angesagt.
„Do your vinyasa“
Vinyasa ist ein wichtiger Teil des Ashtanga Yoga Systems, es ist aber noch etwas umfangreicher. Nach P. Jois, beinhaltet der erste Sonnengruß neben Vinyasas und der bewußten Ein- und Ausatmung auch Konzentration, energetische Blickpunkte und energetische Muskelverschlüsse:
„According to the yoga shastra, this tradition includes: vinyasa, rechaka and puraka; dhyana (meditation); drishti (sight, or gazing place); and the bandhas (muscle contractions, or locks).“(P. Jois, Yogamala)
Alle diese Aspekte werden oft unter Vinyasa subsummiert – „do your vinyasa“ ist eine häufige Ansage in geführten Yogaklassen. So meint dann der Begriff “ Vinyasa“ manchmal soviel wie „alles zwischen den Asanas“ ;)
Und was ist Vinyasa Yoga?
Viele jüngere, dynamische Yogastile nutzen kreative Vinyasas als Basis für einen Yoga-Flow, da ähnlich dem Ashtanga Yoga den Körper reinigen, kräftigen und beweglicher machen sollen. Auch hier wird der Atem als Fokus für die innere Ausrichtung genutzt. Im Unterschied zum Ashtanga Yoga findet man im Vinyasa Yoga viele verschiedene Sequenzen mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder Zielen.
Ist Vinyasa Yoga etwas anderes als Hatha Yoga?
Ein klares Nein! Mit Hatha Yoga bezeichnet man alle Yogawege, die über die körperliche Erfahrung führen. Es ist ein Oberbegriff für so ziemlich alle Yogastile, die wir heute in Yogastudios finden können.
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